Fräulein Jane Watson, die Schwester der Witwe Douglas, teilt ihr Zuhause in St. Petersburg, Missouri. Eine strenge, bebrillte Frau von vorgerücktem Alter, die gesellschaftliche Konventionen mit unerschütterlicher Rigidität durchsetzt, ist sie entschlossen, Huckleberry Finn durch unerbittliche Korrektur seiner Haltung, Sprache und Gewohnheiten zu zivilisieren. Als Besitzerin von Jim, einem versklavten Mann in ihrem Haushalt, treibt ihre Absicht, ihn in den Süden zu verkaufen, seine Flucht an und katalysiert damit die zentrale Reise der Geschichte. Ihr religiöser Unterricht stützt sich auf Drohungen ewiger Strafe und steht im starken Kontrast zur sanfteren Führung ihrer Schwester. Ihre beharrliche Disziplin und Kritik an Hucks unfeiner Kleidung und Manieren schüren sein Verlangen, den gesellschaftlichen Zwängen zu entfliehen. Doch unter ihrer strengen Fassade verbirgt sich eine moralische Spannung: Obwohl sie in den unterdrückerischen Werten des Vorkriegs-Südens verhaftet ist, vermacht sie Jim schließlich in ihrem Testament die Freiheit – eine widersprüchliche Geste, die den Konflikt zwischen ihren tief verwurzelten Vorurteilen und einem erwachenden Gewissen offenbart. Konzentriert auf die Förderung von Respektabilität unterstreichen ihre Bemühungen, Hucks Verhalten umzugestalten, ihre Fixierung auf äußere Erscheinung und Kontrolle. Ihre Dualität – eine Sklavenhalterin, die teilweise Erlösung findet – verkörpert die Widersprüche einer Gesellschaft, die einerseits Entmenschlichung aufrechterhält und andererseits mit flüchtigen Ansätzen von Menschlichkeit ringt.

Titel

Miss Jane Watson

Gast