Rena Ryūgū, ursprünglich Reina genannt, ist eine zentrale Figur, die von Trauma und Dualität geprägt ist. Nachdem der Umzug ihrer Familie nach Ibaraki aufgrund der Affäre ihrer Mutter und der anschließenden Scheidung scheitert, verwirft sie das „i“ in ihrem Namen – ein symbolischer Akt, um die „eklige“ Last ihrer Vergangenheit abzustreifen. Dieser Bruch löst einen psychologischen Absturz aus: gewalttätige Ausbrüche gegen Mitschüler, Selbstverletzung aufgrund von Halluzinationen über Maden unter ihrer Haut und der verzweifelte Glaube, die Gottheit Oyashiro-sama verlange ihre Rückkehr nach Hinamizawa zur Rettung.
In Hinamizawa erschafft Rena eine überschwängliche „Cute Mode“-Persona, fixiert darauf, „kyute“ Objekte und Menschen durch ihr „Omochikaeri“-Ritual zu sammeln. Unter dieser Fassade verbirgt sich ein scharfsinniger Beobachter, der Lügen durch unverwandten Augenkontakt erkennt und in Gewalt ausbricht, wenn sie mit Täuschung oder Zweifeln an Oyashiro-sama konfrontiert wird. Ihre Loyalität zu ihrem Vater treibt sie dazu, die Betrüger Rina Mamiya und Teppei Hōjō zu ermorden, gefolgt von einer Geiselnahme in der Schule, ausgelöst durch das Hinamizawa-Syndrom – eine wahnhafte Störung, die vererbtes Trauma und Stress verstärkt.
Zwischenmenschliche Dynamiken offenbaren Widersprüche: spielerische Rivalität und unterschwellige Romanze mit Keiichi Maebara, Konflikte mit Mion Sonozaki über Autorität sowie eine beschützende doch manipulative Beziehung zu den jüngeren Clubmitgliedern Rika und Satoko, die sie in demütigenden Outfits präsentiert. Obwohl sie zu Brutalität neigt, zeigen sich Momente der Klarheit, etwa als Keiichi ihre Geiselnahme beendet und flüchtige Reue sichtbar wird.
Nach der Krise wird sie in Spin-offs als Studentin und später als Mutter von Kihiro dargestellt. Optisch kontrastieren ihr kurzes orangenes Haar, die Matrosenuniform, der gelbe Schal und die blutverschmierte Kappe Unschuld mit Bedrohung. Wechselnde Augenausdrücke – strahlend bis hohl – spiegeln ihre psychologischen Brüche und machen sie zu einer Ikone instabiler Dualität.
Ihr Vermächtnis festigt den „Yandere“-Archetyp, der Charme mit Gefahr verbindet. Schlüsselszenen wie die „Uso da!“-Konfrontation lenken die Handlung vom Alltäglichen ins Grauen und unterstreichen ihre Rolle bei der Erforschung von Themen wie psychischem Zusammenbruch, Vertrauen und Überleben durch Handlungen, die zugleich zärtlich und monströs sind.