Homunculus

Früher, da war Nakoshi ein erfolgreicher junger Mann, der sich in der Geschäftswelt auskannte und in angesehen Hotels Stammgast war. Doch irgendwann kam der Tag, den dem er genug davon hatte. Wovon genau, weiß er selbst nicht, doch eins ist klar: Es ist an der Zeit, sich selbst zu finden.

Nun ist er bei den anderen Obdachlosen bekannt als der "Automann", weil er in seinem kleinen Gefährt übernachtet. Jede Nacht an der gleichen Stelle, zwischen dem schicken Hotel, das ein Teil seiner Vergangenheit ist und dem Park, in dem die Obdachlosen die Nacht verbringen. Für Nakoshi gibt es nichts Schöneres, als mit seinem klapprigen Auto durch die Gegend zu fahren und in den Tag hinein zu leben, solange, bis er weiß, was für ein Mensch er sein will. Doch jeder Autotank ist einmal leer und Nakoshi hat kein Geld, um ihn zu füllen. Da käme ihm das Angebot des merkwürdigen Typen gerade recht, der eben an seinem Autofenster geklopft hat. Der junge Mann bietet ihm eine Menge Geld, genau gesagt 700.000 Yen (ca. 4800 Euro), wenn Nakoshi an einem medizinischen Experiment teilnimmt, der "Trepanation". Bei diesem Eingriff, der bereits seit dem Mittelalter praktiziert wird, wird ein winziges Loch in die Schädeldecke gebohrt, um der Luft im Schädelraum ein Ventil zu bieten. Angeblich soll so die 100-prozentige Nutzung des Gehirnes ermöglicht werden und der Patient entwickelt den 6. Sinn. Ziemlich hanebüchene Geschichte, die auch für diese Menge Geld ziemlich riskant klingt. Darum lehnt Nakoshi dankend ab. Als er jedoch wenige Tage später feststellt, das sein Auto abgeschleppt wurde, verleiht das dem Angebot doch noch mal Nachdruck und er stellt sich dem (siehe da) Medizinstudenten Manabu für sein Experiment zur Verfügung. Der Eingriff verläuft gut, auch wenn Nakoshi nach der Operation von 6.tem Sinn noch nicht viel spüren kann. Um ihn zu testen, schleppt Manabu sein Versuchskaninchen an angebliche spirituelle Orte, Hotelzimmer, in denen ein Mord geschah oder einen Tunnel, über dem früher ein Krematorium stand. Doch Nakoshi spürt nach wie vor keine Veränderung. Auch ein Test der spirituellen Fähigkeiten verläuft nicht zufrieden stellend und enttäuscht schickt der junge Wissenschaftler sein Objekt nach Hause.

Doch dann kommt die große Wendung. Durch eine Unachtsamkeit wird Nakoshi's rechtes Auge verletzt und als er sich mit seinem linken Auge umblickt, traut er dem Anblick kaum, der sich ihm bietet. Menschen haben plötzlich nur noch halbe Köpfe, ihre Körper teilen sich in mehrere Teile oder sind flach wie Papier. Rechtes Auge dazu, alles ist normal. Rechtes Auge abdecken, der Irrsinn geht wieder los. Also hat sich Nakoshi's Wahrnehmung doch verändert, doch bereits wenige Minuten später bereut der Mann diese Erkenntnis. Denn bei solchen harmlosen Erscheinungen bleibt es nicht. Als ein Mafia-Boss sich ihm in den Weg stellt, wird Nakoshi mit etwas konfrontiert, das seinen Verstand an seine Grenzen bringt. Was hat Manabu ihm da nur angetan?

Für den Obdachlosen beginnt hier ein wahrer Horrortrip in die Tiefen seiner Seele und sein Leben gerät vollkommen aus den Fugen.

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