Die Serie „Jarinko Chie“, wurde im englischsprachigen Raum eher bekannt unter dem Titel „Jarinko the Brat“, was soviel heisst, wie „Jarinko, die vorlaute Göre“. Produziert wurde die Serie erstmalig im Jahre 1981. Sie feierte in Japan einen derart grossen Erfolg, dass sogar noch Jahre später ein Kinofilm nach ihrer Vorlage entstand.
In den insgesamt 64 Episoden wird die Geschichte des zehnjährigen Mädchens Chie erzählt, die das Restaurant ihres Vaters führen muss, da dieser dazu nicht in der Lage ist. Dabei hat sie allerlei Probleme zu lösen und herausfordernde Situationen zu meistern, die für ein zehnjähriges Mädchen nicht immer normal sind. Ihren Witz und ihren Charme verliert sie jedoch in keiner Situation.
Regie bei dem Projekt führte der Serien- und Filmemacher Isao Takahata, der seine Erfahrung bereits in unzähligen, verschiedenen Animeproduktionen unter Beweis stellen konnte. An dem eigentlichen Drehbuch waren jedoch noch eine ganze Reihe anderer Autoren beschäftigt wie beispielsweise „Hideo Takayashiki, Masataka Miyamoto, Noboru Shiroyama, Yoshimi Shinozaki“.
Ihren unvergleichlichen Charme erhielten die einzelnen Figuren vom Mangaka und Zeichner, der ihnen mit seinem unnachahmlichen Stil ihr Leben einhauchte, der den besonderen Reiz dieser Serie erst ausmacht.
Unsere Geschichte spielt inmitten eines Geschäftsviertels von Osaka. Hauptprotagonistin ist Chie, ein schlagfertiges zehnjähriges Mädchen, das sich von Nichts und Niemand etwas sagen lässt. Das ist auch wichtig, denn schliesslich muss sie sich um die Familienkneipe kümmern, da ihr eigener Vater dazu nicht in der Lage ist.
Ihr einziger Wunsch ist es, dass ihre Eltern, die getrennt leben sich eines Tages wieder näher kommen. Doch dies scheint schwieriger zu sein, als es zunächst erwartet. Denn ihr Vater verbringt seine Zeit lieber mit Glücksspielen und sorgt auch sonst gerne mal für ein wenig Unruhe und Unfrieden.
Der ungehobelte Klotz liebt seine Tochter eigentlich mehr als alles andere auf der Welt, doch fällt es ihm nicht immer einfach dies auch zu zeigen. Was ihn jedoch zutiefst verletzt ist die Tatsache, dass er aufgrund seines unsensiblen und nicht immer väterlichen Verhaltens von seiner eigenen Tochter nicht den eigentlichen Respekt erntet, den er als Vater eigentlich verdient hätte. Das Mädchen nennt ihn lediglich bei seinem Vornamen „Tetsu“, anstelle ihn als Vater „Otou-San“ wie es sich gehören würde, anzusprechen.
Glücklicherweise ist das Mädchen nicht komplett auf sich alleine gestellt, denn ihr zur Seite steht noch der Kater Kotetsu, der sich hin und wieder in Jarinkos Restaurant verwöhnen lässt. Nach und nach nimmt er die Rolle eines Freundes bei dem Mädchen ein. Kompliziert wird die Situation jedoch erst, als ein hiesig ansässiger Mafia-Boss bei Tetsu schon lang anstehende Schulden eintreiben möchte.
Der Gangster hat einen Kater „Antonio“ dabei und kurzerhand kommt es zwischen den beiden Rivalen auch prompt zum handfesten Gemenge. Kotetsu soll es gelingen Antonio einen seiner Hoden abzutrennen. Dies hat für alle Beteiligten schlimme Folgen denn, dadurch wird Antonio seiner Männlichkeit beraubt und anschliessend Opfer eines schwächlichen Hündchens, welches er einst sowie sein Besitzer auch, tyrannisierte. Nun nimmt die Handlung eine dramatische Wendung. Da der Mafia-Boss nicht über den Tod seines geliebten Tieres hinweg kommt, gibt er kurzerhand seine krummen Geschäfte auf und widmet sich fortan einem legalen Lebensstil – er eröffnet prompt, einfach selbst ein Okonomiyaki-Restaurant.
Aber auch Jarinko hat ihre Sehnsüchte nicht aufgegeben. Tetsu ahnt nicht, dass sich seine Tochter heimlich mit ihrer Mutter bzw. seiner Frau trifft. Das Mädchen setzt alles daran ihre beiden Eltern wieder zu verkuppeln, was ihr letztlich auch gelingen soll.
In den westlichen Teilen dieser Welt existieren Animes, die nahezu unbekannt sind. Leider sind diese allzu oft schmählich vernachlässigt und ihre Qualität. Dies verhält sich ebenso für die Verfilmung von „Jarinko Chie“. Die Geschichte über die laute Göre, so der im Übrigen der gleichnamige Titel, basiert auf dem Manga-Bestseller von Haruki Etsumi.
Was ein wenig schade ist, ist die Tatsache, dass es innerhalb der einzelnen Figuren keinerlei Veränderung zu geben scheint. Alles in allem bleibt das Grundgerüst der Geschichte bestehen. Die Schilderung des Alltagslebens in einem kleinen Geschäftsviertel, macht jedoch den Charme der Serie aus, da sich sehr viele Zuschauer in den kleinen Storys wieder entdecken können.
Einer der grundlegenden Reize dieses Films ist, dass die Menschen und die dort beschriebenen Protagonisten unter recht bescheidenen Umständen leben. Diese Tatsache zieht sich bereits Jahrhunderte sowohll durch die europäische, als auch die japanische Geschichte. Weiter lässt sich ein genaues Datum nicht bestimmen. Somit spielt die Serie sowohl in der Vergangenheit als auch in unserer Gegenwart und wirkt auf Zuschauer Allen Altersgruppen ansprechend. Man erlebt eine Zeitreise durch ein gemütliches und beschauliches Japan.
Weiter faszinierend verhält sich die Tatsache, dass die Zuschauer nicht mit der japanischen Standardssprache, sondern vielmehr mit dem recht amüsanten Kansai-Dialekt konfrontiert werden. Folklore als auch Geschichten den Rahmen der Handlung noch unterstreichen sind ebenfalls vorhanden. Dies ist beispielsweise genau dann der Fall, als die kleine Chie eine alte Enka-Weise im eben genannten Kansai-Dialekt zu singen beginnt.
Auch zeichnerisch lässt diese Geschichte nichts zu wünschen übrig. Auf den ersten Blick mag das Charakterdesign jedoch ein wenig ungewohnt ja vielleicht sogar schon fast hässlich, auf das ein oder andere Betrachterauge wirken, jedoch machen dies, all die kleinen Details wieder wett. Diese Tatsache bezieht sich nicht nur auf die kleinen Nuancen und Feinheiten in starrer Natur, sondern auch auf die Bewegungen, die alles in allem sehr gut und detailreich, danke recht hoher Frameraten, ausgearbeitet wurden.
Gespickt mit einer Mischung aus Slapstick und ernsthaften Themen scheint für jegliches Zuschauerherz etwas dabei zu sein. Chies Vater sorgt dabei für den einen oder anderen Lacher, ob dies nun gewollt ist oder nicht, sei dahin gestellt. Die kleine Chie selbst wirkt recht niedlich, trotz hin- und wieder zu erwachsenen Verhaltens.
Für die Synchronisation wurden recht bekannte Manzai-Komödianten engagiert, die den unterschiedlichen Figuren schliesslich ihre Stimmen liehen. All dies sind Dinge, die für die Serie sprechen und diese zu einem unnachahmlichen Erlebnis werden lassen.