Die Meereshexe bewohnt die Tiefen des Ozeans als schlaue, rätselhafte Gestalt, die einem gewaltigen Teufelsrochen gleicht, ihre imposante Erscheinung spiegelt die ungezähmte Macht der Meere wider. Sie spinnt zerstörerische Stürme, um maritime Schicksale zu lenken, ihre Eingriffe frei von persönlicher Bosheit, doch verwurzelt in gleichgültigen Naturgesetzen.
Ihre Geschäfte mit der Protagonistin entfalten sich durch kalkulierte Abmachungen: Sie bietet einen Trank an, der die Flosse in Beine verwandelt, und fordert als Bezahlung die Stimme der Protagonistin. Die düstere Klausel des Vertrags – dass sie zu Meerschaum wird, sollte sie es nicht schaffen, die Zuneigung des Prinzen zu gewinnen, bevor die Sonne nach seiner Hochzeit mit einer anderen aufgeht – wird als sachliche Bedingung präsentiert, nicht als Fluch.
Obwohl ihre Pakte die Handlung in die Tragödie treiben, bleibt sie eine distanzierte Schiedsrichterin, die die Bedingungen mit eisiger Präzision durchsetzt. Als die verzweifelten Schwestern der Protagonistin um ihre Hilfe bitten, fordert sie ihr Haar als Bezahlung für ein Messer, das die Verwandlung rückgängig machen könnte – ihre Geschäfte sind frei von Gnade, doch ohne Täuschung.
Ihre Präsenz bleibt nicht durch direkte Handlungen spürbar, sondern durch die wellenartigen Folgen ihrer Abmachungen, die die Protagonistin ihrem bittersüßen Schicksal entgegenlenken. Weder als Schurkin noch als Verbündete dargestellt, verkörpert sie die gefährliche Mehrdeutigkeit des Ozeans – eine amoralische Entität, so zeitlos und unnachgiebig wie die Gezeiten selbst.